Kopřivnice - Kopřivnice, Štramberk, Příbor, Hukvaldy - Das Lachische Tor der Beskiden - Koprivnice, Stramberk, Pribor, Hukvaldy

Kopřivnice

Kopřivnice

Kopřivnice, eine Stadt größer als eine Zwanzigtausend-Einwohner-Stadt, liegt in Nordmähren im Gebirgsvorland der Beskiden. Es drängt sich in einem Tal zwischen zwei Hügeln – Červený kámen und Bílá hora. Diese Charakteristika der Natur sind symbolisch in farblicher Gestaltung auch im Stadtwappen erfasst.  Für die heutige Stadt war die Entscheidung, die steinerne Burg Šostýn am Abhang des Hügels Červený kámen aufzubauen, grundsätzlich, obwohl heute von der Burg nur eine Ruine erhalten geblieben ist. Die Burg Schauenstein – sowie die benachbarte Burg Šostýn oder die viel größere und wichtigere Burg Hukvaldy – erfüllte zu ihrer Zeit die Rolle des Beschützers des durch das Mährische Tor führenden Handelsweges – der sog. Bernsteinstraße.

Kopřivnice verdankt einigen wichtigen Entscheidungen und Ereignissen, dass es aus einer kleinen Siedlung unter Schauenstein zu einer bedeutenden Industriestadt wurde. Dies verdankt es vor allem zwei bedeutenden Familien aus Kopřivnice –  Familie Raška und  Familie Šustala. Die erste von ihnen ist durch die Gründung der zu ihrer Zeit berühmten Fabrik für Tonwaren, die ihre Produkte, z.B. Keramik, Steingut, Kacheln und Kachelöfen ganze 150 Jahre hergestellt hat, bekannt. Die andere Familie ist mit dem Anfang der handwerklichen Produktion von Kutschen und Pritschenwagen verbunden. Mit dieser wurde in der Werkstätte an dem damaligen Erb-Vogteihaus begonnen und entwickelte sich im Laufe der Zeit und in den neuen Räumen – auch dank der Verbindung mit der Raška Familie – zu der gegenwärtigen Gestalt, der Fabrik, heute bekannt unter der Marke Tatra.

Gerade die wichtigen historischen Momente sind im heutigen Museum Fojtství, das im ursprünglichen Vogteihaus neben der erwähnten Werkstätte entstand, erfasst. Die Geschichte der Wagenfabrik von Kopřivnice selbst, des späteren Automobilwerkes Tatra, wird auf der attraktiven Ausstellung im Technischen Museum im Zentrum der Stadt erfasst. Bei seiner Besichtigung entdecken Sie eine Reihe von seltenen Exponaten und lernen die breite Produktionsskala dieser Fabrik kennen. Die Firma stellte nämlich in der Vergangenheit nicht nur wie heute Lastwagen her, sondern auch Personenkraftwagen, Schienenfahrzeuge, Flugzeuge und manche weitere Unikate. Man kann hier auch eine Replik des ersten, in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie hergestellten Automobils oder ein technisches Nationaldenkmal – die Motoreisenbahnwagen „Slovenská strela“ (Slowakischer Pfeil) besichtigen.

Obwohl  Kopřivnice im Jahre 1910 zum Marktflecken und im Jahre 1948 zur Stadt erhoben wurde, behielt es noch lange Zeit danach sein Dorfgepräge mit gezimmerten Häusern und Feldern bei. Im Jahre 1950 hatte die Stadt  ja nur 6000 Einwohner. Erst der Aufschwung des Automobilwerkes Tatra – vor allem in den 70er Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts – änderte völlig den Anblick von Kopřivnice. Die Fabrik nahm – und nimmt immer noch  – einen beträchtlichen Teil der Stadt ein. Der Anstieg der Produktion rief den Bedarf an neuen Angestellten, dem damit zusammenhängenden neuen Wohnen und den Begleitdienstleistungen hervor. Die große Bautätigkeit nahm einen breiten Anteil der Geschichte ein und Kopřivnice erhielt die Gestalt einer modernen Stadt mit neu aufgebauten Häusern – für das Symbol dieser Zeit kann ein Paneeltafelhaus gehalten werden.

Diese überstürzte Entwicklung prägte die heutige Gestalt der Stadt und deswegen werden Sie hier schwer nach einem historischen Platz mit einem Laubengang wie in anderen Städten suchen. Jedoch hat Kopřivnice seinen Hauptplatz, auch wenn eher dem Namen als dem Aussehen nach. Er befindet sich nicht weit von dem gegenwärtigen Zentrum und besteht aus einem Park mit der neogotischen St. Bartholomäus-Kirche. Es genügt allerdings, ein paar Schritte zu tun und man gerät plötzlich aus der modernen Stadt in ein herrliches Milieu von umliegenden Wäldern und Wiesen oder in das malerische historische Stramberg, das allmählich an Kopřivnice anschließt. Beim Wandern durch die Umgebung ist es empfehlenswert, zum Beispiel die Bezruč-Aussicht oder den Aussichtsturm auf dem Weißen Berg (Bílá hora) zu besuchen. Von dort aus sehen Sie das gesamte sog. Das Lachische Tor der Beskiden, das neben Kopřivnice aus Štramberk, dem nicht weit gelegenen Freud'schen Příbor oder Janáčeks Hukvaldy besteht.

Nebenbei bemerkt: auch Kopřivnice hat seine bedeutenden Landsleute. Unter vielen lässt sich   Emil Zátopek, den berühmten Olympioniken, eine große, nicht nur sportliche Persönlichkeit, nennen. Die Ausstellung im Gebäude des Technischen Museums ist ihm und seiner Ehefrau Dana gewidmet. Oder weiter Zdeněk Burian, der bedeutende Maler und Illustrator, der seine Ausstellung in der Šustala-Villa hat. Sie befindet sich in der Nähe seines Geburtsorts, dem Haus, das einen Bestandteil der damaligen Fabrik für Tonwaren bildete. Und gerade in der Šustala-Villa ist auch die der Geschichte dieser Fabrik gewidmete Ausstellung untergebracht.

Das heutige moderne Kopřivnice ist nicht mehr so eng mit dem Automobilwerk Tatra verbunden. Es gilt nicht mehr, dass die Stadt und die Tatra-Marke eins sind. Trotzdem wandte sich die Stadt nicht von ihrer Automobil-Geschichte  ab, im Gegenteil knüpfte sie durch ihre neue Industriezone mit neuen Unternehmen an diese an. Und so gilt es auch heute, dass Kopřivnice die Stadt der Automobile, aber nicht nur dieser, ist.

 

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